...ist eine Serie der ERASMUS GmbH, einer Organisation als Verbindung zwischen Hochschulen und Wirtschaft. Die ERASMUS GmbH möchte im Zusammenwirken erfahrener Manager und Professoren eine Brücke zwischen Unternehmen und Wissenschaft bilden. Hochschulthemen und neueste, wissenschaftliche Erkenntnisse werden durch die ERASMUS GmbH als zielgerichtete, praktische Projekte in den Unternehmen umgesetzt. “5 Fragen an…” richtet sich an erfahrene Berater aus diesem Umfeld.
Götz Piwinger ist Strategieberater für L&D (Learning & Development. Durch seine kombinierte Erfahrung und Technik- sowie HR-Studium lernte er, dass Methoden und Systeme immer Hand in Hand zusammenwirken müssen, um eine wertschöpfende Lösung für Unternehmen schaffen zu können. Er ist mehrfacher Preisträger des HR-Innovation Awards, entwickelte das Handlungsmodell „New Work Management Action Plan“ und schuf die Softwarearchitektur von KOWEX® – dem wegweisenden System für Werte- und Kompetenzmanagement. Er ist Professor für Organisationslehre an der Erasmus Hochschule Basel, Koordinator Wirtschaft-Hochschule und erfolgreicher Fachbuchautor.
ERASMUS
In Ihrem Buch “New Work für Praktiker” beschreiben Sie eine neue Unternehmenskultur. Welche Rolle spielt dabei Learning und Development?
G. Piwinger
Die Unternehmenskultur bestimmt die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens, wir sprechen von “Corporate Culture Performance”. Das bedeutet, dass die Art, wie die Team lernen, entscheiden und handeln entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg ist. Um die Fähigkeit und Bereitschaft in diesem Sinne zu entwickeln, ist das L&D gefragt. Denn zum Einen muss die Kompetenzentwicklung im Talentmanagement erfolgen und zum anderen die optimalen IT-Rahmenbedingungen geschaffen werden. Neu in der Rolle ist das Zusammenspiel mit dem Bereich Organisation, weil sich auch Kommunikationswege und Wissensmanagement ändern müssen, um dezentrale Kompetenzen aufzubauen. Denn das Top-Management wird aufgrund der zunehmenden Komplexität zukünftig nicht mehr in der Lage sein, alle Prozesse zentral zu steuern.
ERASMUS
Wie wird sich die Personalentwicklung in Zukunft verändern müssen?
G. Piwinger
Die Personalentwicklung im klassischen Sinn mit Seminarkatalogen und Qualifikation als Karrierebooster wird es in dieser Form nicht mehr geben können. Die Personalentwicklung heißt vielleicht in Zukunft “People & Organisation”. Dort werden die organisatorischen, prozessualen und technischen Voraussetzungen zum selbstorganisierten Lernen, Entscheiden und Handeln geschaffen. Es muss gelingen, das digitale Merkmal “Sharing” in die Unternehmenskultur zu bringen. Dabei spielt das Kompetenz- und Werte-Management eine zentrale Rolle. Wenn alle am selben Strang ziehen sollen, müssen bestimmte Prinzipien und gemeinsame Werte in Fleisch und Blut übergegangen sein. Denn nicht mehr länger ist die Qualifikation ausschlaggebend, die sich in klassischen Seminaren mit vorgegebenen Inhalten repräsentiert, sondern das anlassbezogene, individuelle und vernetzte Lernen. Dies beinhaltet immer auch praktische Übungen, um das Erlernte verinnerlichen zu können. Dafür werden Kompetenzrituale installiert, die gleichzeitig auch die permanente Reflexion des eigene Handeln und das der Teams in einer kontinuierlichen Optimierungsschleife garantieren. Technologie im harmonischen Einklang mit modernen Methoden in einem durchgängigen Prozess sind der Stoff, den eine zukunftsfähige HR ausmacht.
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Für was steht die Verbindungsstelle Wirtschaft-Hochschule?
G. Piwinger
Das europäische Hochschulrecht ist extrem unflexibel. Anders in der Schweiz: Aufgrund der Volksabstimmungen spielt Bildung in der Schweiz seit jeher eine wesentlich bedeutenderer Rolle als in Europa. In Europa muss jeder Kurs einer Hochschule akkreditiert werden, um die begehrte Credit Points (ECTS) für das Studium liefern zu können. In der Schweiz wird die Hochschule nach sehr strengen Qualitäts- und Exzellenzkriterien geprüft und nach ISO 21001 zertifiziert. Auf dieser Basis werden alle Kurse konzipiert und müssen nicht noch einmal eine eigene Akkreditierung durchlaufen. Solange die Exzellenz-Kriterien eingehalten werden, kann der Inhalt der Hochschulkurs auch auf firmenspezifische Belange angepasst werden. Dadurch können wir mit der Erasmus Hochschule den Unternehmen ein Inhouse-Studien anbieten, das in vollem Umfang zum Master-Abschluss führt und gleichzeitig auch Fachinhalte des Unternehmens abbildet.
ERASMUS
Wo können Wirtschaft und Hochschule auf diesem Gebiet besser zusammenarbeiten?
G. Piwinger
Die bisherigen Erfahrung der Unternehmen hat gezeigt, dass die Zusammenarbeit mit Hochschulen sehr anstrengend ist, weil den Hochschulen oftmals die notwendige Flexibilität und der wirtschaftlich Antrieb fehlen, um Projekte zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. unser Ziel ist es, die Kompetenz Beschäftigen in den Unternehmen maximal zu entwickeln, erfahrene Unternehmens-Coaches als Bindeglied zwischen Unternehmen und Hochschule zu Einsatz zu bringen und somit einen echten Praxistransfer der Zukunftsthemen der Erasmus Hochschule in der Unternehmens zu installieren. Dieses Brückenglied ist der bisher fehlende Baustein in der Zusammenarbeit. Es sind Berater, die unternehmerische Erfahrung und wissenschaftliches Hochschul-Know How in die Wirtschaft bringen. Mit dem allgegenwärtigen Ziel der Unternehmensexzellenz bringen wir die Projekt sicher auf die Straße.
ERASMUS
Worauf muss das Management Ihre Meinung nach in Zukunft besonders achten, um ein exzellenten Unternehmen zu führen?
G. Piwinger
Ich glaube fest an die Notwendigkeit eines Kulturwandels in den Unternehmen, der alle interdisziplinäre und generationenübergreifend funktionieren muss. Dieser Wandel lässt sich heutzutage zielgerichtet und kontrolliert durchführen. Das Ziel ist die Bereitschaft und die Fähigkeit der Menschen, in selbstorganisierten Prozessen zu lernen, zu entscheiden und zu handeln. Dies führt zu dezentralen, agilen Prozessen. Es entlastet das Top-Management und bringt Unternehmen dazu, Veränderungen und Herausforderungen von außen, wie Corona, Brexit oder Demographie sofort als Chance für den Erfolg des Unternehmens nutzen zu können.
ERASMUS
Lieber Herr Piwinger, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!
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