...ist eine Serie der ERASMUS GmbH, einer Organisation als Verbindung zwischen Hochschulen und Wirtschaft. Die ERASMUS GmbH möchte im Zusammenwirken erfahrener Manager und Professoren eine Brücke zwischen Unternehmen und Wissenschaft bilden. Hochschulthemen und neueste, wissenschaftliche Erkenntnisse werden durch die ERASMUS GmbH als zielgerichtete, praktische Projekte in den Unternehmen umgesetzt. “5 Fragen an…” richtet sich an erfahrene Berater aus diesem Umfeld. Die gewählten geschlechtsspezifischen Formulierungen dienen der einfacheren Lesbarkeit. Alle Geschlechter sind gleichberechtigt angesprochen.
Hans-Peter Haupt ist Spezialist für öffentliche Verwaltung und sorgt als Professor für Organisationslehre und Servant Leadership an der Erasmus Hochschule Basel für deren Modernisierung. Er bringt Erfahrung als hauptamtlicher Bürgermeister, Unternehmer und Lehrbeauftragter der TH Köln mit ein.
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Welche Rolle spielen moderne Managementmethoden, wie Servant Leadership heute in der öffentlichen Verwaltung?
H.-P. Haupt
Moderne Managementmethoden, wie z.B. Servant Leadership, verbinden viele Menschen thematisch eher mit wachstumsorientierten Technologie-Firmen oder sogar mit Non–Profit–Organisationen. Führung in Verwaltungen und beim Militär wird im Allgemeinen als hierarchisch und als sehr prozedural angesehen. Die Rangordnung, der “Dienstweg” und zahlreiche Vorschriften regeln (oft noch) die Zusammenarbeit. Doch auch in Politik und in Verwaltungen haben sich die Grundgedanken moderner Managementmethoden schon seit längerem etabliert.
Schon Friedrich der Große hat als König sich selbst als ersten Diener des Staates bezeichnet. Otto Fürst von Bismarck hat über Gesetze und Beamte folgendes gesagt: “Mit schlechten Gesetzen und guten Beamten (Richtern) lässt sich immer noch regieren, bei schlechten Beamten aber helfen uns die besten Gesetze nichts.” (Bismarck an Hermann Wagener, 30. Juni 1850, in: Bismarck. Die gesammelten Werke (Friedrichsruher Ausgabe), Bd. 1: Briefe.). Beide Zitate zeigen, dass die Gedanken, die moderner Führung mit Servant Leadership und Agilität zu Grunde liegen, eine lange Tradition haben. Bei Servant Leadership (Dienende Führung) versteht der Führende sein Wirken als Dienst am Geführten. Eine Studie einer spanischen Militärhochschule bestätigt auch die erheblichen Vorteile und Nutzen des Führungskonzeptes Servant Leadership bei Motivation und Zielerreichung im streng hierarchischen militärischen Bereich. Auch öffentliche Verwaltungen sind gefordert, schnell und flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren. Bei der Bewältigung der Corona-Krise, dem Umgang mit der Behebung der Schäden durch die Hochwasserkatastrophe und der unzureichenden Digitalisierung offenbaren sich die Schwächen der bisherigen, eher autoritär geprägten Führungsmodelle. So stellen deutsche Unternehmen Hard- und Software für die Digitalisierung von Verwaltungen her und exportieren diese weltweit. In Deutschland selbst setzen wir unsere eigene Technologie aber oft nicht ein. Die eigenen Potentiale werden nicht genutzt. Überall dort, wo Führungskräfte sich in den Dienst der Sache stellen und auch Verantwortung nach unten gegeben wird, werden Verwaltungen agiler, kundenorientierter, lösungsorientierter, kostengünstiger und auch effizienter. Fach- und Führungskräfte, die mit ihrer Erfahrung aus der Wirtschaft oder mit modernen Aus- und Weiterbildungen öffentliche Verwaltungen bereichern, können ein Motor für solche Entwicklungen im Behördenumfeld sein.
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Wie lässt sich das Thema “Unternehmensexzellenz” in die öffentliche Verwaltung übertragen?
H.-P. Haupt
Die Erasmus GmbH begleitet Unternehmen auf dem Weg zur Unternehmensexzellenz. Die Erasmus GmbH arbeitet dabei auf den Grundlagen des Instituts für nachhaltige Unternehmens Exzellenz (IUE) in Genf = die permanente und immer währende Verbesserung und Optimierung einer Organisation.
Die Grundprinzipien der Unternehmensexzellenz lassen sich 1:1 auf eine Verwaltung übertragen. Hauptaugenmerk der „Exzellenz“ ist die konsequente Bürgerorientierung. Sie steht daher im Zentrum behördlichen Handelns. Servant Leadership liefert dazu entscheidende Beiträge. Die Mitarbeitenden orientieren sich am Führen durch Vorbild. Führungskräfte die dem Wohle irer Mitarbeitenden dienen, bewirken dadurch auch die Bereitschaft, daß diese wiederum den Bürgern dienen. Die moderne Verwaltung hat dann damit die Chance als lösungsorientierter und bürgerorientierter Dienstleister wahrgenommen zu werden. Organisationen haben zukünftig die große Herausforderung, sich im dynamischen und transparenten Umfeld richtig und erfolgreich zu positionieren. Sie müssen als bevorzugter und wertgeschätzter Lösungsanbieter wahrgenommen werden. Eine zukunftssichere Behörde zeichnet sich im Sinne der „Exzellenz“ des IUE dadurch aus, dass es stets die harmonische Symbiose aus Mitarbeitenden, Bürgern und auch weiteren Interessengruppen (Stakeholdern) beachtet.
Durch selbstreflektierte Optimierung und Verbesserung dieser sich bedingenden Elemente (Mitarbeitende, Kunden und weitere Interessengruppen (Stakeholdern)) erreicht die Organisation den Status der Exzellenz und damit Stabilität und Sicherheit für zukünftige Entwicklungen. Das sichert die Zukunft und damit nachhaltig den Erfolg der Behörde.
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Was sind Ihrer Meinung nach die Zukunftsthemen in der öffentlichen Verwaltung?
H.-P. Haupt
Die Herausforderungen für eine moderne Verwaltung sind vielfältig. Verwaltungen müssen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden, um im Wettbewerb um Fachkräfte bestehen zu können. Gerade in Bereichen, die in der Privatwirtschaft deutlich besser entlohnt werden, wie z.B. im Bau oder der IT ist es sehr schwer, gute Bewerber zu gewinnen und Mitarbeitende zu halten. Dort muss die Dienststelle gezielte Anreize und Entwicklungsmöglichkeiten schaffen. Aber auch unabhängig von der Höhe der “Entlohnung” bietet eine Arbeit in der öffentlichen Verwaltung Menschen mit einer klaren Werteorientierung oder einem Interesse gesellschaftlich mitzugestalten oft ein gutes und sinnvolles Betätigungsfeld. Das setzt aber voraus, dass sich die Mitarbeitenden wertgeschätzt fühlen und ihre hohen Qualifikationen unabhängig vom „Dienstgrad“ einbringen können. Servant Leadership gibt dabei eine klar vermittelte Werteorientierung (Strategie, Behördenleitbild, kommunales Leitbild) und liefert dazu die entscheidenden Erfolgsfaktoren zur Mitarbeitergewinnung und dauerhaften Motivation. Darüber hinaus sind Herausforderungen abseits des normalen Verwaltungsbetriebes, z.B. bei Krisen und bei der Umsetzung der Digitalisierung (OZG) mit modernen Führungsmethoden (Agile, SCRUM, Kompetenz-Management, Wissensmanagement, Servant Leadership, Design Thinking, OKR) wesentlich besser zu meistern. Deshalb ist es wichtig, dass Verwaltungen bei diesen Themen Know-How aufbauen und Mitarbeiter gezielt qualifizieren.
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Wo können öffentliche Verwaltung und Hochschule auf dem Gebiet besser zusammenarbeiten?
H.-P. Haupt
Hochschulen sind generell ein guter Partner für Kommunen, Verwaltungen und Behörden. Sie bereichern diese mit ihrem “Out of the Box”-denken. Die Erasmus GmbH bringt die Hochschule und somit modernstes Know-How in Ihre Organisation, Verwaltung und Behörde. Zusammen mit der Erasmus Hochschule Basel bietet die Erasmus GmbH qualifizierte Ausbildungen auf Hochschulniveau zu allen Aspekten der modernen Arbeitswelt z.B. Agile Führung, Projektmanagement mit SCRUM, alle Aspekte des “New Work”, wie z.B. des Servant Leaderships, Remote, Distance and Hybrid- Leadership und OKR. Alle Leistungen werden als offene oder inhouse-Seminare oder auf Sie angepasste Workshops angeboten. Das ERASMUS Institut unterstützt Sie auch dabei Ihre eigene, an Ihren konkreten Bedürfnissen orientierte Hochschule in Ihrer Behörde , Verband oder in Ihrem Unternehmen zu errichten. Die gesamte Forschung, Beratung und Lehre wird dabei stets von erfahrenen Praktikern durchgeführt. Erfahren Sie mehr: https://www.erasmus-institut.com/transferstelle-wirtschaft-hochschule
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Worauf muss die Führung in der öffentlichen Verwaltung Ihrer Meinung nach in Zukunft besonders achten, um exzellent zu werden?
H.-P. Haupt
Frei nach Bismarck: Weniger Vorschriften und bessere Mitarbeitende. Der “Staat” muss seinen Bürgern und Mitarbeitern mehr vertrauen und mehr zutrauen. Verantwortung “nach unten geben” ist einer der Grundzüge von Agilität. Servant Leadership liefert neben einem erfolgreichen Führungsmodell darüber hinaus auch einen moralischen Rahmen für Handelnde und Entscheider in Politik und Verwaltung. Um die Potenziale der Mitarbeitenden optimal zu entfalten und zu nutzen, ist eine leistungsstarke Personalentwicklung (z.B. Job-Rotation, Kompetenz-Management, bessere Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten und Öffnung für Quereinsteiger aus der Wirtschaft) Voraussetzung. Eine Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung moderner Führungs- und Managementmethoden sind neben einer wertschätzenden und werteorientierten Führungskultur gezielte Investitionen in die Persönlichkeitsentwicklung (Potentialentwicklung, Kommunikation, Führung, Selbstmanagement) der Mitarbeitenden . Nur mit qualifizierten und motivierten Mitarbeitern sind die zahlreichen Zukunftsaufgaben im öffentlichen Sektor zu meistern. Gerne stehe ich Ihnen für den weiteren Austausch zu diesem Themenfeld “Exzellente Verwaltung” zur Verfügung.
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Lieber Herr Haupt, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!
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